So hört man rundherum und auch viele Klein- und Balkongärtner*innen unter euch haben heuer bereits die Erfahrung gemacht: Die Saison ist heuer herausfordernd.
Anna vom Jaklhof, die seit über 20 Jahren Biokontrolleurin und Gemüsebäurin ist und von der unsere Jungpflanzen kommen, sagt, dass es die herausforderndste Saison ist, seit sie im Gemüseanbau tätig ist. Und auch andere Betriebe, mit denen wir im Austausch sind, stehen vor diesen Herausforderungen. Nach einem bei uns viel zu trockenen Winter und März kamen im Frühjahr Wassermassen und viel zu lange war es viel zu kalt und die Sonnenstunden zu wenig. Das hat sich erst im Juli ein wenig verbessert, aber nach wie vor sind die Temperaturschwankungen enorm und beinahe jeder Niederschlag seit Mai bisher war ein Starkregen. Zusätzlich liegen wir bereits jetzt auf unserer Fläche über den jährlichen Niederschlagsdurchschnitt. Der Herbst wird aber weiter Wasser bringen.
Folgende Herausforderungen haben sich unter anderen für uns bisher ergeben:
Der Boden ist bereits seit Mai „gesättigt“, denn es gab mehr Regen als üblicherweise im Frühjahr. Das heißt, dass er eigentlich kein Wasser mehr aufnehmen kann. Unser Boden hat einen sehr hohen Humusgehalt, kann also von Haus aus viel Wasser speichern, aber ist seit Mitte Mai an seinen Grenzen. Die Folge sind Stellen im Garten, die seit dem Frühjahr nicht abgetrocknet sind. Durch das hohe Grundwasser bilden sich anaerobe Stellen, an denen kein Sauerstoff mehr im Boden ist. Die Folge sind Fäulnis an den Pflanzen.
Mit Mulch versuchen wir hier zu schützen und sehen den Einsatz von Hagelnetzen auch als „Zerstäuber“ von großen schweren Tropfen (oft auch verursacht durch die Hagelflieger, die heuer beinahe im Dauereinsatz sind), in Zukunft als Möglichkeit. Um die Pflanzen trotzdem zu erhalten, binden wir beispielsweise die Zucchini an Stangen auf, um den Kontakt zum Boden zu vermeiden, halten die Beete weitgehend sauber, lüften den Tunnel außer bei Regenfällen ständig und verändern teilweise die Ernteweise, wie beispielsweise beim Salat: Blätter, die mit dem Boden in Kontakt kommen, faulen, damit wären ganze Salatköpfe nicht mehr essbar. Wir versuchen durch das regelmäßige Abernten der äußeren Blätter den Salat „hochwachsen“ zu lassen, um so trotzdem Blattsalate zur Verfügung zu stellen.
Leider hat das hohe Grundwasser, also die Staunässe in unseren Flächen, vor allem das Fruchtgemüse und dabei die Tomaten schwer beschädigt. Inzwischen haben wir Wurzelfäule, Stengelfäule und Blütenendfäule an den Pflanzen. Durchschnittlich könnte man von jeder Pflanze 2-4 Kilo Paradeis ernten. Heuer konnten von 280 Pflanzen erst knapp 80 Kilo ernten. Und die Qualität ist aufgrund der kühlen Temperaturen und fehlenden Sonnenstunden im Frühsommer und Sommer und der hohen Feuchtigkeit nicht gut. Ihr könnt uns glauben, wir sind mehr als unglücklich, euch heuer nicht bessere Qualität liefern zu können.
Seit einigen Wochen sind wir bereits mit der Aussaat und dem Anpflanzen der Herbstkulturen für euch beschäftigt. Dort wo es uns gelingt durch Umplanung den Pflanzen halbwegs trockene Beete zu schaffen, machen sich oft Schnecken – von denen es heuer unzählige gibt – über die Kulturen her. Einige Pflanzensätze haben gar nicht überlebt, wie beispielsweise 700 Fenchelpflanzen, andere wurden stark beschädigt oder nur ein Drittel bis die Hälfte ist den Schnecken davon gewachsen.
Viele Male waren wir heuer enttäuscht und verzweifelt, weil trotz Bemühungen so vieles einfach fault oder im Wachstum stagniert.
Im Vergleich zum letzten Jahr gelingen viele Kulturen heuer nicht oder entsprechen vor allem in der Qualität nicht unserem Anspruch. Trotz allem sind wir aber oft erstaunt, wie viel der Garten uns dann trotz der Herausforderungen an Ernte ermöglicht!
Wir sind sehr dankbar für zahlreiche Menschen, die das Risiko der Lebensmittelproduktion durch ein verbindliches Abo bei uns mittragen. Wir denken, dass Landwirtschaft und eine sichere und faire Lebensmittelversorgung so Zukunft hat.